Die Geschichte eines Bauernhauses in Eiweiler und der Familien die darin wohnten und noch wohnen.

 

Wie aus einem Bauernhaus ein Gehöft wurde.

---- Gelzersch Haus ----

(Beispiel) © Johannes Paul

So ungefähr musste das 1834, vom Bauherr Kreutzer, erbaute Bauernhaus bis 1889 ausgesehen haben.

Baugleich mit dem Haus nebenan, Schmidts (Rihm). Es sah aus wie viele Bauernhäuser im Saarland, im Stil der Südwestdeutschen Einhäuser, mit Scheune, Stall und Wohnhaus.

Die Familie Schweitzer, die das Haus übernahmen, mussten es leider 1870 wieder aufgeben.

 

Unser UrGroßvater Nikolaus Paul, *1843 in Obersalbach, übernahm zuerst auf Pacht im Jahre 1864 das Bauernhaus und kaufte es 1870 von Michael Schweitzer und Barbara geb. Ziegler. (laut Original Kaufvertrag)

Nikolaus Paul

Nikolaus Paul (© Johannes Paul)

 

1870 heiratete er unsere UrGroßmutter Katharina Klein, *1845, aus Eiweiler.

Katharina und Nikolaus Paul (© Johannes Paul)

Sie hatten 7 Kinder. Jakob (*1870), unser Großvater Peter (*1872), Katharina (*1874), Elisabeth (Lisa), Maria (*1879), Alois (*1884), und Agnes.

 

 Unser UrGroßvater verdiente damals seinen Unterhalt als Hofbauer, Gelzer (Viehkastrierer) und als Viehhändler.

In den Jahren 1889-91 baute er das Bauernhaus in ein Gehöft um. Aus Scheune und Stall wurden ein Wohnhaus mit Kolonialwarengeschäft und später eine Metzgerei. Dazu kamen ab 1891 noch eine Scheune mit Pferde- und Kuhstall hinterm Wohnhaus. Ein Schweinestall und ein Schlachthaus. Es entstand so ein Gehöft das komplett umbaut war und nur eine Einfahrt hatte.

(© Johannes Paul)
Auf der Treppe Johann Breinninger, vorne rechts mein Großvater Peter, in der Mitte der Lehrling Sauersch Rudolf, links ein Geselle aus Bettingen.


(© Johannes Paul)
Visitenkarte von Großvater Peter (rechts), um 1900, Telefonnummer 20 Amt Heusweiler.

 

 Das Kolonialwarengeschäft wurde geführt von den Töchtern Elisabeth (Lisa) und Maria.

Die Metzgerei wurde geführt von dem jüngsten Sohn Alois. Der übernahm nach dem 1. Weltkrieg eine Metzgerei in VK-Werden und führte die in Eiweiler nur noch an Samstagen weiter.

(© Johannes Paul)
 Die Metzgerei von Alois Paul in Völklingen-Werden. In der Tür Anna geb. Meyer, Frau von Alois Paul

Nach dem Tod von Alois (1925), wurde nur noch das Kolonialwarengeschäft weiter betrieben.

Schugglose (Schmidt) aus Heusweiler mieteten das Kolonialwarengeschäft bis 1938. Am Schluss wurde das Geschäft auch nur noch samstags betrieben. Wegen der Westwallarbeiten ab 1938 wurde das Geschäft dann nicht mehr weiter genutzt.

 Die beiden Weltkriege 1. und 2. warfen die Entwicklung des Hofes weit zurück. Alle Söhne unseres Urgroßvaters mussten im 1. Weltkrieg dienen. Unser Großvater Peter Paul und sein Bruder Jakob wurden im Alter von 42 und 43 noch eingezogen. Zur Nachschubeinheit nach Verdun. Peter war in Forbach stationiert. Landwirtschaftlich ging es nicht weiter. Kolonialwarengeschäft, Viehhandel und Metzgerei wurden aber im 1. Weltkrieg noch von den Bediensteten und Töchtern unseres Urgroßvaters, der leider zu Beginn des 1. Weltkrieges durch einen tragischen Unfall starb, weitergeführt.

Der preußische Geheimdienst wollte unseren Urgroßvater 1914 zwingen für Sie in Frankreich (Elsass/Lothringen) zu spionieren, da unser Urgroßvater sehr gute Kontakte, durch seine berufliche Tätigkeit, bis ins Elsass hatte. Vieleicht kam es deshalb zu diesem tragischen Unfall, da unser Urgroßvater so etwas nie gemacht hätte. Dies hatte mein Vater mir immer erzählt. Und er hatte es von seinem Vater immer erzählt bekommen.

Bilder um 1914

Großvater Peter Paul   (© Johannes Paul)

   

            Großvater Peter Paul (42 Jahre) rechts                                        Sein Bruder Alois Paul (20 Jahre)  (Bildmitte)            (© Johannes Paul)


 

Unser Großvater Peter führte den Hof nach dem 1. Weltkrieg weiter. Das Kolonialwarengeschäft und die Metzgerei wurden noch kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges aufgegeben. Die Geschäftsräume wurden als Wohnräume genutzt. Es wohnten zuerst Familie Raber von neben an und später Tante Lisa verwitwete Meyer mit ihrer Tochter Antoinette (ihr Sohn Oskar Meyer fiel im 2. Weltkrieg) in den freien Zimmern.

(© Johannes Paul)

Hier ein Hochzeitsbild aus den 1950iger von Berthold Meyer's Hochzeit. Vorne 2. von links Lisa Meyer geb. Paul daneben Peter Meyer. In der mitte das Brautpaar Meyer.
Hinter der Braut, Antoinette Meyer. in der zweiten Reihe von links Tante Angnes Schmidt , geb. Paul

Das Schlachthaus des Hofes wurde während des 2. Weltkrieges von der Wehrmacht beschlagnahmt und als Gefangenenlager missbraucht. 19 Gefangene aus Frankreich, evtl. auch aus Russland, teilten sich hier in Etagenbetten den umgebauten Schweinestall im Schlachthaus. Die Gefangen mussten Tagsüber in anderen Bauernbetrieben arbeiten und wurden abends wieder zum Übernachten zurückgebracht. Soldaten der Wehrmacht übernahmen immer die Bewachung der Gefangen. Trotz Vergitterung von Türen und Fenster, gelang 2 Franzosen die Flucht.

   (© Johannes Paul)

Rene 1941. Er arbeitete bei uns auf dem Hof.      v.l. Tochter, Frau, Sohn, Peter, Rene und meine Mutter Liesel.

1975 kam er mit seiner Familie zurück um sich für die schöne Zeit und gute Behandlung durch meine Großeltern zu bedanken.

Leider musste auch mein Vater Peter Paul am 07.12.1942, kurz vor seinem 18. Geburtstag, in diesen unsinnigen 2. Weltkrieg.

Hier eine Zusammenfassung seiner Aufzeichnungen: (wie sich doch die Zeiten gleichen)

"Zuerst wurde ich nach Diedenhofen (Thionville) zur leichten Artillerie eingezogen und wurde dann drei Wochen später nach Verdun versetzt. Am 05.05.1943 wurde unsere Batterie verladen und an die spanische Grenze in Südfrankreich verlegt. Ende Mai ging es dann in die Ukraine auf die Krim. Dort sollte eine Division zusammengestellt werden um dann auf den Kuban zu kommen. Im August ging es dann an die Front in der Ukraine. Am 9. Feb. 1944 kam ich zum ersten Mal in Urlaub in die Heimat.

 

 Hier ein Bild von 1944 vor unserm Haus. Peter (links) auf Heimaturlaub.  Im Hintergrund noch das alte intakte Viadukt. Vorne das alte Transformatorhaus   .(© Johannes Paul)

 

Ich hatte den Krieg tüchtig satt und meine Abenteuerlust von früher war mir tüchtig vergangen. Ich wollte auf keinen Fall mehr an die Ostfront. Aus diesem Grund bat ich meinen Cousin, Oskar Meyer (Oberleutnant), er soll mich mit nach Tallin nehmen. Denn dort gedachte ich überzulaufen um nicht in russische Gefangenschaft zu kommen. Ich erkrankte aber erst noch zu Hause (Malaria) und kam am 09. März 44 ins Lazarett nach Lebach. Mit viel List schaffte ich es das ich 4 Wochen länger im Lazarett blieb. Dann kam ich zum Ersatz-Truppenteil nach Königsberg. Von dort an die Front am Kuban Brückenkopf und kurze Zeit später in russische Gefangenschaft. Der Schrecken der letzten Tage wich immer mehr einem Erstaunen, denn was hatte man uns nicht alles gesagt was die Rote Armee mit den Gefangenen nicht alles macht. Von dem Sammellager in Tiraspol (Moldawien) ging es dann in das Donezbecken, Lager 256/10 in Krasnyj Lutsch. Im Dezember 44 erkrankte ich und kam in die Stadtkaserne in Krasnyj Lutsch ins Lazarett. Hier erlebte ich dann wieder die großmütige und sorgfältige Behandlung deutscher Kriegsgefangener durch russische Ärzte und Schwestern. Anfang April 45 wurde ich entlassen und kam ins Lager 256/2. Schon im November 44 war ich ins "freie Deutschland" eingetreten und im Lager 256/2 stellte ich den Antrag in die Antifa Legion aufgenommen zu werden. Anfang Mai 45 kam ich dann in die Antifa Schule in das Lager 165. Hier machte ich den Sommerlehrgang 45 mit und kam anschließend hier auf die Schule 40.

 

 

 

 

Mein Vater Peter übernahm nach dem 2. Weltkrieg nun den Hof und sein Bruder Klaus, den Viehhandel.

Peter (Bild 1) und Klaus (Bild 2) mit Rosa in den Wiesen hinter dem heutigen Weiher (ca. 1950)  (© Johannes Paul)

Der älteste Sohn unseres Urgroßvaters war schon vor dem 2. Weltkrieg nach Lebach gezogen und baute dort neben dem Amtsgericht ein Wohngeschäftshaus und betrieb dort weiterhin den Viehhandel und das Gelserhandwerk.

Es lag wohl an der Zeit, dass weder unser Großvater noch mein Vater, wohl auch aus Geldmangel, auf dem Bauernhof nichts mehr in bauliche Erneuerung und Veränderungen investieren konnten. So wurde auch Jahrzehnte lang nichts mehr in die Bausubstanz investiert.

Unsere Pferde mussten 1958 dem Kauf eines Traktors (Porsche 111) weichen. Dazu kam später noch ein Hanomag.

links Klaus Paul, in der Mitte ein Helfer, oben Peter Paul, die Pferde Rosa und Max  (© Johannes Paul)

Rosa und Max bei der Ernte, hinter dem alten Friedhof (© Johannes Paul)

Unsere ersten Traktoren: Porsche 111 links und Hanomag r12 rechts  (© Johannes Paul)

 

Nach dem Tod unseres Großvaters 1958, musste mein Vater Peter in der Mitte der sechziger, neben der Landwirtschaft, noch einen Job bei der AGPAN (ehemals Geisler) annehmen damit meine Mutter und wir Kinder wenigsten Mal Krankenversichert waren.

Mit der Landwirtschaft wurde es immer schwieriger. Es hieß nur Groß investieren oder aufgeben. Letzteres tat mein Vater dann 1976 als ich zur Bundeswehr musste. Außer 2 Schweinen und ein paar Hühner behielten wir an Nutzvieh nichts mehr auf dem Hof.

 

Mein Vater Peter wurde in den 80er zum Vorsitzenden der Landzusammenlegungsgesellschaft gewählt. Er konnte so vielen Grundstücksbesitzern verstreute Landwirtschaftlichen Flächen in der Nähe Ihrer Häuser und Höfe durch tauschen mit andern zusammenbringen. Auch für uns hatte das den Vorteil das unsere Grundstücke nun fast alle hinterm Haus (alter Friedhof) liegen.

 

 

Strassenansicht:

1975

(© Johannes Paul)

2006

(© Johannes Paul)

So sieht das nach 3,5 Jahren durch Kern- und Außensanierung erneuerte Haus heute aus.

 

Innenhof:

bis in die 80iger

(© Johannes Paul)

2006

(© Johannes Paul)

 

Teilenahme am Bauernhaus Wettbewerb 2018

 

Vorm Haus (© Andreas Engel) 

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